Geschichte

GESCHICHTE

BEGINN



Eberschwang im Jahr 1837: Ein Tischler, ein Metzger und ein Schmied gründen eine Handwerks-Burschenschaft. Deren Aufgabe soll es sein, sich um auf der Walz (Wanderschaft) befindliche, durch den Ort ziehende Burschen zu kümmern, ihnen Arbeit und Quartier zu verschaffen. Außerdem soll in der neu gegründeten Burschenschaft großer Wert auf Kameradschaft und Heimattreue gelegt werden. Soweit die allgemein bekannte Version über die Gründung der Eberschwanger Burschenschaft.

Was wir mit Sicherheit wissen, ist, dass der Tischlergeselle Josef Lederbauer zum Gründungs-Kader der zunftübergreifenden Vereinigung zählte. Er wurde 1805 als Sohn eines Mühlzurichters in Rödham, Gemeinde Geiersberg, geboren, wo er wahrscheinlich auch seine Lehre absolvierte. Anschließend begab er sich, wie für frisch ausgelernte Gesellen seit Jahrhunderten üblich, auf Wanderschaft, die ihn durch Ober- und Niederösterreich bis nach Wien führte. Nachdem im Februar 1834 seine Mutter verstorben war, kehrte er zurück nach Geiersberg, wo er eine Stelle beim Tischlermeister Karl Müllendorfer annahm und sich vermutlich um seinen Vater kümmerte. Dieser starb im November 1845, worauf Josef Lederbauer Geiersberg endgültig verließ und im Frühjahr 1846 beim Tischlermeister Michael Kettl in Eberschwang (Krottenthal) anfing.

All das geht aus seinem gut erhaltenen Wanderbuch hervor und bedeutet, dass Josef Lederbauer sich 1837 nicht in Eberschwang, sondern in Geiersberg aufhielt. Das heißt aber nicht, dass er nicht dennoch an der Gründung der Eberschwanger Burschenschaft beteiligt gewesen sein konnte. Zum einen war er während seiner Walz 1833 schon einmal in Eberschwang beschäftigt, und zwar beim Tischlermeister Peter Schiller in Mühring. Im Jahr darauf wurde die Tischlerei im heutigen Wagner-Haus (wohl kaum zufällig) von Josefs jüngerem Bruder Mathias und dessen Frau gekauft und weitergeführt, was Josef Lederbauers Bezug zu unserer Gemeinde erklärt. Zum anderen bekam er die Armut und die Not, die damals beim Großteil der Bevölkerung herrschten, als armer Handwerksbursch sicher am eigenen Leib zu spüren. Er sah die politische Unterdrückung und wie die Bauern, Häusler und Handwerker von den Grundherren, welchen sie untertan waren, ausgebeutet wurden. Gleichzeitig raubte die aufkommende Industrie durch maschinell gefertigte, billige Importware jahrhundertealten Gewerben die Lebensgrundlage, was zu dieser Zeit mit der Weberei seinen Anfang nahm. Wenn ihm dann noch die Nachrichten von Gründungen studentischer Burschenschaften und dem immer lauter werdenden Ruf nach Freiheit und Gleichberechtigung zu Ohren gekommen sind, ist die Initiative zur Gründung einer Burschenschaft aus Handwerksgesellen von Seiten Josef Lederbauers alles andere als verwunderlich. Allerdings braucht man für diese auch eine angemessene Zahl an Mitgliedern, die in Eberschwang sicher eher vorhanden war, als in Geiersberg. Der Umstand, dass Josef Lederbauer gleich nach dem Tod seines Vaters das Elternhaus endgültig verließ und nach Eberschwang übersiedelte, deutet jedenfalls sehr darauf hin, dass sein Bezug zu unserem Ort größer war und vermutlich Burschenschaft hieß. In ihr halfen sich die Handwerksburschen gegenseitig und konnten durch ihr organisiertes Auftreten Forderungen leichter durchsetzen.

1851 kaufte Josef Lederbauer das Haus seines bisherigen Dienstgebers in Krottenthal und heiratete Anna Maria Griesmayr, wohnhaft in Maierhof, die jedoch wenige Wochen später an Schwangerschaftskomplikationen verstarb. Am 10. Februar 1852 heiratete er erneut, und zwar Juliane Stöger aus Pram, mit der er kurz hintereinander drei Söhne - Josef, Johann und Karl - bekam. Zwei davon, nämlich Josef und Karl, erlernten ebenfalls das Tischlerhandwerk. Josef verstarb 1877 mit nur 26 Jahren. Karl aber übernahm die Tischlerei und verlegte sie 1891 in den Eberschwanger Ortskern. Damit legte er den Grundstein für die Tischlerdynastie Lederbauer, die bis heute besteht und auch nach wie vor eng mit der Burschenschaft verbunden ist.

Die (zwei) Mitstreiter Josef Lederbauers, die ebenfalls an der Gründung der Burschenschaft beteiligt gewesen sein sollen, sind uns heute leider nicht mehr namentlich bekannt. Es ist aber davon auszugehen, dass sie, so wie er, bereits ältere Gesellen oder auch Meister waren, die ihre Wanderjahre selbst schon hinter sich hatten und denen die Unterstützung von jungen Handwerksburschen ein Herzensanliegen war. Die Eberschwanger, die 1837 an der Vereins-Gründung beteiligt gewesen sein könnten, lassen sich also zumindest eingrenzen.

Jedenfalls war es Josef Lederbauer, der als Wahrzeichen der neu gegründeten Burschenschaft in mühevoller Kleinarbeit unseren „Burschenschild“ anfertigte. Dabei handelt es sich um ein für damalige Gesellen-Verbindungen typisches Tisch- oder Herbergszeichen. In einem gläsernen Kasten brachte Lederbauer entweder die Zunftzeichen, Werkzeuge oder Erzeugnisse an, welche auf die Berufe unserer Burschenbrüder in der Gründungs-Phase hinweisen. Es sind 19 an der Zahl. Um sein eigenes Handwerk dabei besonders hervorzuheben, setzte er in das Zentrum des Burschenschildes eine funktionstüchtige Miniatur-Hobelbank und das damals gängigste Tischlerwerkzeug. Auf der Unterseite des Deckels ist Josef Lederbauer mit seinen Initialen und der Jahreszahl 1837 verewigt. Handwerksburschen, die im 19. Jahrhundert so ein Zeichen in einem Gasthaus hängen sahen, wussten, dass es hier eine Verbindung gab, in der sie gut aufgehoben waren. Aber auch nach dem Ersten Weltkrieg, als die Eberschwanger Burschenschaft aufhörte, eine Handwerks-Burschenschaft zu sein, blieb der Burschenschild das unumstrittene Wahrzeichen unseres Vereins. Nach der Teilung der Burschenschaft wurde 1925 ein zweiter Kasten angefertigt, sodass heute Jung- und Altburschenschaft einen eigenen Burschenschild besitzen.

Leider handelt es sich bei der Signatur im Burschenschild um den einzigen schriftlichen Hinweis, den wir aus der Zeit unserer Gründung besitzen. Es gibt aus dem 19. Jahrhundert so gut wie keine schriftlichen Überlieferungen der Burschenschaft, geschweige denn Statuten oder eine Gründungs-Urkunde. Das ist zwar schade, aber keineswegs verwunderlich. Zum einen gab es ohnehin die traditionellen und auch relativ strengen Handwerksgewohnheiten, denen sich Handwerksburschen damals verpflichtet fühlten und die die Festlegung eigener Vereinssatzungen überflüssig machten. Zum anderen ist davon auszugehen, dass sich die Verbindung in ihrer Anfangs-Phase eher „leise“ verhielt, was zur umstrittenen Frage führt, in wie weit die Eberschwanger Burschenschaft anfangs politisch war.

Könnte man die Burschen der Gründungszeit (im Vertrauen) fragen, ob sie sich selbst als „unpolitisch“ bezeichnet hätten, würden sie das mit Sicherheit verneinen. Immerhin setzten sie sich mit ihrer Vereinigung für eine Verbesserung der rechtlichen und wirtschaftlichen Situation einfacher Leute ein, was von der absolutistischen Politik in Metternichs Österreich einfach nicht zu trennen war. Gleichzeitig war das politische Betätigungsfeld in der Landgemeinde Eberschwang aber von Natur aus äußerst begrenzt, wodurch das Gesellschaftliche und die Traditionen des Handwerks in der Burschenschaft sicher von Beginn an im Vordergrund standen. Nach der Revolution 1848, die trotz ihres Scheiterns unumkehrbare Verbesserungen für die Situation des einfachen Volkes brachte, rückte das Politische in der Eberschwanger Handwerks-Burschenschaft noch viel mehr in den Hintergrund. (Zwangsläufig, denn politische Burschenschaften waren danach für zehn Jahre sogar wieder verboten.)

Gesellen-Verbindungen um 1837 lieferten also einen wichtigen eigenständigen Beitrag auf dem Weg zu unserer heutigen freien und demokratischen Gesellschaftsordnung. Zudem sind sie als eine Art Vorläuferorganisation von Gewerkschaften einzustufen. Fest steht außerdem: Sollte der Vereinsname „Burschenschaft“ tatsächlich bereits 1837 gewählt worden sein, dann handelt es sich bei der Eberschwanger Burschenschaft um die älteste Österreichs.
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ENTWICKLUNG



Spätestens gegen Ende des 19. Jahrhunderts hatte sich die Burschenschaft von der sozialen Organisation der Biedermeier-Zeit zu einer gesellschaftlichen Institution in Eberschwang gewandelt. Den ledigen Eberschwanger Handwerksgesellen wurde mit ihrer Mitgliedschaft eine Freizeitkultur geboten, die auf dem Land alles andere als selbstverständlich war. Im Vereinsleben unterschied sich die Handwerks-Burschenschaft gewollt deutlich von den bäuerlichen Burschenschaften, den Zechen, von denen die ersten Mitte des 19. Jahrhunderts gegründet wurden. Pflegten diese den heimischen Landlertanz, so veranstalteten die Handwerksburschen vornehme Bälle (Burschenbälle) mit städtischen Tänzen (Polonaise & Quadrille) und exklusiven „bürgerlichen“ Bräuchen, die sie während ihrer Wanderjahre kennengelernt hatten. Im Besonderen nahmen sie sich dabei um das Faschings-Brauchtum an.

Bester Beweis dafür ist die Einführung des „Blauen Montags“, dessen Gründungslegende wie folgt lautet: An einem Montag im Jänner des Jahres 1880 erschienen ein Tischler aus Vocking und ein Binder aus Mühring nicht an ihrem Arbeitsplatz. Es handelte sich um zwei Burschen, die vom sonntäglichen Burschenball „übriggeblieben“ waren. Dementsprechend heiter zogen die beiden durch den Ort und lenkten mit allerhand Streichen und Scherzen die Aufmerksamkeit der Eberschwanger auf sich. Bereits ein Jahr später schlossen sich die anderen Burschen den Umtrieben an und der Blaue Montag war geboren.

Nun war der „Blaue Montag“ für die damaligen Handwerksburschen beileibe kein neuer Begriff. Ursprünglich stammte er tatsächlich von den Färbern, die montags stets aus Färberwaid-Bällchen die blaue Farbe herstellten und sich die dabei anfallende Wartezeit im Wirtshaus verkürzten. Schon viele Jahrhunderte lang aber machten auch andere Handwerksgesellen am Montag unerlaubt „blau“, um sich gegen die überbordenden Arbeitszeiten, die ihnen von den Meistern und der Obrigkeit abverlangt wurden, zur Wehr zu setzen. In Eberschwang entwickelte sich der Blaue Montag nun zu einem eigenen Faschings-Feiertag, den der Ort der Burschenschaft zu verdanken hatte. So wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts das „Moritaten-Singen“ als Blau-Montags-Tradition eingeführt, das bis dahin wiederum nur in städtischen Bereichen (auf Straßen, Plätzen oder Jahrmärkten) von sogenannten Moritatensängern praktiziert wurde. Handelten die Moritaten ursprünglich von grauenvollen Morden und anderen Verbrechen (Mordtat), wurde dem Publikum in Eberschwang eine im letzten Jahr von einem oder mehreren Eberschwangern begangene „Schandtat“ mit langgezogenen Worten von den Burschen vorgetragen. Diese Moritat wird in gedruckter Form – nach historischem Vorbild und doch stets dem Publikum von heute angepasst – seit damals auch verkauft. Und wenn auch unser heutiger Blauer Montag mit seiner eigentlichen Bedeutung nichts mehr zu tun hat, so lebt doch zumindest der Name dieser uralten (Un-)Sitte aus Handwerkerkreisen in den beiden Eberschwanger (Handwerks-)Burschenschaften weiter. (Übrigens bei weitem nicht der einzige Begriff aus dem alten Handwerk, der in unseren heutigen Sprachgebrauch übernommen wurde.)

Obwohl politisch nicht engagiert, sind in der Eberschwanger Burschenschaft bis heute bestimmte Elemente zu erkennen, die sich sonst nur in studentischen Verbindungen finden. So trägt die Jungburschenschaft 1837 bis heute keine „Verbindungs-Farben“, singt aber in jeder Versammlung das Burschenlied „O alte Burschenherrlichkeit“ ab. Ein Grund für die Vermischung handwerklicher und studentischer Inhalte könnte darin liegen, dass ein Sohn des Burschenschafts-Gründers Josef Lederbauer, Johann, für einige Jahre die Kunstakademie in München besuchte. Er dürfte es gewesen sein, der das studentische Gedankengut mit nach Eberschwang brachte. Ein weiteres plausibles Indiz ist der Umstand, dass viele Burschen dem 1906 gegründeten Turnverein beitraten und so mit den Idealen des Turnvaters Jahn in Berührung kamen.

Während des Ersten Weltkrieges legte das Burschenleben in Eberschwang die erste „Zwangspause“ ein. Die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts war, sowie für die gesamte „alte Ordnung“ Europas, auch für die Eberschwanger Handwerks-Burschenschaft eine Zäsur. Nicht nur die Tatsache, dass so mancher Burschenbruder aus dem Gemetzel nie wieder heimkam, machte ein Aufbrechen der alten Gepflogenheiten notwendig. Auch der massive Wandel in der Arbeitswelt, der sich im Zuge der industriellen Revolution de facto schon seit der Vereins-Gründung vollzog, war nun auch auf dem Land endgültig angekommen und das Zeitalter der wandernden Handwerksburschen damit Geschichte. Doch während dies andernorts meist das Ende der örtlichen Handwerks-Verbindungen zur Folge hatte, führte es bei den rührigen Eberschwanger Burschen lediglich zu einer Neuausrichtung des Vereins. Von nun an durften auch Nicht-Handwerker der Burschenschaft beitreten und das bisherige „Beiwerk“ der traditionellen Veranstaltungen wurde zum eigentlichen Vereinszweck erhoben.
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SPALTUNG



Im Zuge dieser Neuaufstellung schwelte aber auch ein Generationenkonflikt innerhalb der Burschenschaft auf, der mehr und mehr zur Zerreißprobe wurde. Dazu kam ein teils sehr aggressives Werben einzelner Gastwirte um die Gunst der trinkfesten Burschen. Im Jahr 1921 kam es schließlich zur Teilung der Eberschwanger Burschenschaft. Jene Mitglieder, die sich damals von der Burschenschaft 1837 abspalteten, bezeichneten sich selbst als „Altburschenschaft 1837“, da sie sich im Vergleich zu den anderen Burschen getrost zu den etwas fortgeschrittenen Semestern zählen durften. Im Volksmund wurden sie „Topf-Burschen“ genannt, nach ihrem neuen Stammlokal Topf (Kirchenwirt).

Die jüngeren Burschen verblieben im bisherigen Vereinsgasthaus Renetseder und galten in Eberschwang nun als die „Renetseder-Burschen“. Waren diese mehrheitlich Eberschwanger Bürgersöhne, die zugleich meist auch Mitglieder des örtlichen Turnvereins waren, so setzte sich die Altburschenschaft auch aus einigen nicht aus Eberschwang stammenden, vorwiegend bei der Fleischhauerei Deiser beschäftigten, Burschen zusammen. Die etwas lockereren Aufnahmekriterien waren wohl dem Bestreben der Altburschenschaft geschuldet, eine mindestens genauso starke Zahl an Mitgliedern zusammenzubringen wie die (Jung-)Burschenschaft, was ihr auch eindrucksvoll gelang.
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ZWISCHENKRIEGSZEIT



Durch die Öffnung der Vereinigung für Nicht-Handwerker, vor allem aber durch das Konkurrenz-Denken zwischen den nunmehr zwei voneinander unabhängigen Vereinen, erlebte die Eberschwanger Burschenschaft in den 1920ern schon bald eine neue Blüte. Aber auch die von der Weltwirtschaftskrise geprägten 30er-Jahre wirkten sich insofern positiv auf die Burschenschaft aus, als dass sich Zusammenhalt und Burschengeist stetig verbesserten. Nachdem auch ein großer Teil der Burschen nicht von der um sich greifenden Arbeitslosigkeit verschont geblieben war, traf man sich fast täglich am Küchentisch des Vereinsgasthauses Renetseder, wo Wirtin und Burschenmutter Frau Renetseder so manchen Liter Bier zum Nulltarif verrechnete, wenn man ihr Herz mit Burschen-Gesang erweicht hatte. Ein Brauch, dem wir auch heute noch gerne nachkommen, obwohl wir uns neben den gespendeten Doppellitern glücklicherweise auch selber was zu trinken leisten können.

Einen weiteren interessanten Aspekt stellt die damalige Einstellung der katholischen Kirche dar. Diese hatte nämlich mit den Burschenschaften, wie auch mit den Zechen, seit jeher keine rechte Freude, da sich deren Mitglieder durch ihr geselliges Treiben weitestgehend dem Einfluss der Kirche entzogen. Mit der Gründung einer Ortsgruppe der „Katholischen Burschenschaft“ im Jahr 1924 und eines „Jungmännerbundes“ 1937 wurde der Versuch unternommen, dem entgegenzuwirken und den Burschenschaften sowie den Zechen den Nachwuchs streitig zu machen. Der Erfolg hielt sich in bescheidenen Grenzen.

1937 feierten die zwei Burschenschaften das 100-jährige Bestandsjubiläum. Nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht und der Annektion Österreichs durch Nazi-Deutschland mussten aber beide, wie bekanntlich alle anderen Vereine auch, ihre Tätigkeit einstellen. Als letzte Veranstaltung vor dem Zweiten Weltkrieg wurde 1939 noch ein Burschenkränzchen abgehalten.
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VERSUCH DER WIEDERVEREINIGUNG



Nach Ende des Krieges und der Befreiung Österreichs von der Nazi-Herrschaft wurden zivile Vereine bald wieder zugelassen. Jedoch waren die beiden Burschenschaften durch die Kriegsgräuel auf den Schlachtfeldern Europas stark in ihrer Mitgliederzahl dezimiert. So entschlossen sich beide, die Vereinstätigkeit unter der Bezeichnung „Burschenschaft 1837“ auf gemeinsamer Basis wieder aufzunehmen. Als Kompromiss in der „Wirtshaus-Frage“ fanden die Ballveranstaltungen nun beim Kirchenwirt statt, während das Gasthaus Renetseder anfänglich wieder allen Burschen als Stammlokal diente. Zunächst schien es so, als wäre die Wiedervereinigung geglückt, doch der Schein sollte trügen.
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WIEDERGRÜNDUNG DER JUNGBURSCHENSCHAFT



Auch nach dem Zweiten Weltkrieg flammte innerhalb der wiedervereinten Burschenschaft ein Konflikt zwischen den jüngeren und den älteren Burschen auf, die immer weniger miteinander anfangen konnten und sich über immer weniger Dinge, die Burschenschaft betreffend, einig waren. Grundproblem dieser Situation waren, laut Erzählungen von damals aktiven Burschenbrüdern, die Kriegserlebnisse der älteren Burschen. Sie waren es, die dazu führten, dass die jüngeren Burschen, denen die Front noch erspart geblieben war, mit den älteren nichts mehr anzufangen wussten und ein gemeinsames Vereinsleben somit unmöglich machten. Eine These, die umso plausibler klingt, wenn man sich den Zeitpunkt der ersten Spaltung kurz nach dem Ersten Weltkrieg noch einmal vor Augen führt.

Im Jahr 1953 erfolgte schließlich die zweite und endgültige Trennung der beiden Eberschwanger Burschenschaften. Diesmal aber waren es die jüngeren Burschen, die sich vom Rest lossagten und die Wiedergründung der Renetseder-Burschenschaft in Angriff nahmen. Die älteren Burschen waren zwischenzeitlich wieder zum Kirchenwirt übersiedelt und mit ihnen der Name „Burschenschaft 1837“. Man wusste sich von Seiten der Renetseder-Burschen zu helfen, indem man den Spieß einfach umdrehte und sich von nun an „Jungburschenschaft 1837 Eberschwang“ nannte. Die offizielle Neugründungs-Versammlung fand am 7. Mai 1954 statt.
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VOM FEINDLICHEN AUSEINANDER ZUM FRIEDLICHEN NEBENEINANDER



Nachdem die beiden Burschenschaften auch dieses Mal nicht einvernehmlich, sondern im Streit auseinandergegangen waren, war anfangs auch ihr Verhältnis zueinander dementsprechend schlecht. Angefangen vom sinnlosen Streit darüber, wer denn nun die „echte Burschenschaft“ sei, der dann und wann auch mit den Fäusten ausgetragen wurde, bis hin zu Eberschwangern, die sich auf der Straße nicht mehr grüßten, blieb sich dabei keine der beiden Seiten etwas schuldig.

Das Ganze hatte aber auch sein Positives, denn durch die Anknüpfung an die Konkurrenz-Situation vor dem Zweiten Weltkrieg wollte wieder jede der beiden Burschenschaften besser sein als die andere und wuchs in diesem Bestreben teilweise über sich selbst hinaus. So kam es in den 1960er-Jahren vor, dass die beiden Burschenbälle und sogar die Blau-Montags-Umzüge an ein und demselben Tag stattfanden und dennoch waren die Veranstaltungen beider Burschenschaften bestens besucht.

Mit der Zeit gewöhnten sich nicht nur die „neutralen“ Eberschwanger daran, dass es wieder zwei Burschenschaften im Ort gab, auch die Burschen selbst kannten es irgendwann nicht mehr anders. Und so wurde langsam aber sicher auch das Verhältnis der beiden Vereine zueinander vielfach entspannter, wenn auch einmal mehr und einmal weniger.

Heute ist das Kriegsbeil schon längst begraben. Wir leben in einer gesunden Konkurrenz-Situation, die immer wieder für neue Dynamik sorgt und die gesamte Eberschwanger Burschen-Flamme am Lodern hält. Schläge unter die Gürtellinie (verbal, körperlich sowieso) werden dabei in Jung- und Altburschenschaft gleichermaßen verurteilt. Wenn wir auch, von außen betrachtet, genau das Gleiche tun, so hat bei genauerem Hinsehen doch jeder der beiden Vereine seine mit der Zeit entstandenen Eigenheiten, die ihn vom anderen unterscheiden und auf die er mit Recht stolz ist. Zudem hat schon lange jede der zwei Burschenschaften ihre Fixtermine im Eberschwanger Veranstaltungskalender für Burschenball und Fest, weshalb wir heute auch nicht mehr um Gäste konkurrieren, sondern jeder den jeweils anderen bei seinen Veranstaltungen als Gast besucht.
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ZEIT BIS HEUTE



Seit ihrer Wiedergründung ist die Jungburschenschaft 1837 nun bemüht, ihre alten Traditionen und Werte zu erhalten und sie immer wieder an die nächste Generation von Burschen weiterzugeben. Dabei sind wir durchaus bereit, unsere Bräuche dann und wann den zeitlichen Gegebenheiten etwas anzupassen, um sie wirklich lebendig und auch für junge Menschen attraktiv zu halten. Wichtig ist uns, dass der eigentliche Sinn dahinter nicht verloren geht. Ganz nach dem Motto "Die alte Schale ist uns fern, geblieben ist uns doch der Kern". Man sieht an Beispielen wie der Moritat oder den Tanzschulen, dass es uns im Allgemeinen gut gelingt, diesen Gedanken in die Tat umzusetzen.

Daneben sind wir aber auch neuen Ideen und Unternehmungen keineswegs abgeneigt, sondern ganz im Gegenteil. So wurde beispielsweise 1960 die "Fahrt ins Blaue" eingeführt, die sogleich zu einem jährlichen Fixtermin im Jungburschen–Jahr wurde. Das wirklich Besondere daran war, dass zu diesem Ausflug erstmals auch die Burschendirndl mitgenommen wurden, die damals einzig und allein zum Auftanzen da waren.

Dies änderte sich vor allem durch schlechte Jahre, in denen es ohne die hingebungsvolle Unterstützung unserer Burschendirndl einfach nicht mehr gegangen wäre. So wurden fortan auch sie beim jährlichen Jungburschen–Fest zum Arbeiten eingeteilt und fühlten sich nicht minder der Jungburschenschaft zugehörig, wenn sie auch offiziell nie Mitglieder waren.Heute werden die Jungburschendirndl nach den Vereinsstatuten als "außerordentliche Mitglieder" geführt. Sie haben ihre eigenen Versammlungen, ihren eigenen Ausflug und seit 2007 die "Burschendirndl–Sprecherin", die ihre Interessen nach außen und auch dem Ausschuss gegenüber vertritt. Wenn es aber wirklich um was geht, dann halten wir zusammen wie Pech und Schwefel, denn letztlich sind wir ein Verein.

Nachdem beim 130–Jahr–Jubiläum 1967 auch die verheirateten Burschenbrüder mit Bütten und Sketches mitgewirkt hatten, nutzten sie die Gunst der Stunde und gründeten kurzerhand die Faschingsgilde Eberschwang als eigenen, unabhängigen Verein. Sie ist das größte und erfolgreichste Beispiel für viele kleinere Stammtische und Vereine, die im Laufe der Jahrzehnte aus aktiven oder ehemaligen Burschen und Burschendirndln der Jungburschenschaft 1837 entstanden sind.

1982 beschlossen der junge Burschenführer August Huber und sein Team im Ausschuss, den Blau–Montags–Umzug der Jungburschenschaft 1837 aufgrund des riesigen Arbeitsaufwandes nur mehr alle paar Jahre durchzuführen. Wie zu erwarten, brachte den Jungburschen diese Entscheidung viel herbe Kritik aus vielen verschiedenen Richtungen, doch über die Jahre stellte sie sich als absolutes Erfolgsmodell heraus.

Zusammenfassend ist die Geschichte der Jungburschenschaft 1837 von sehr vielen Höhen und Tiefen geprägt. Doch immer wieder fanden und finden sich junge fähige Leute, die sich ihrer annehmen und sich für ihren Fortbestand einsetzen.

Ein Schlüssel zum Erfolg ist ohne Zweifel die Existenz zweier Burschenschaften im Ort. Die gesunde Konkurrenz spornt an und fördert sowohl das Leistungsvermögen als auch das Interesse an vielerorts bereits verloren gegangenen Werten und Brauchtümern. Mit Sicherheit ist es aber auch die lange Tradition der Burschenschaften, mit der man in Eberschwang mehr oder weniger aufwächst und die so von Generation zu Generation weitergegeben wird.
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UNSERE BURSCHENFÜHRER VON 1921 BIS HEUTE



Josef Strobl
Martin Mair
Karl Knoll
Sepp Lughofer
Oskar Leidl
Franz Briewasser
Rudolf Reischauer
Georg Lederbauer
Johann Einböck
Josef Duringer
1921 − 1926
1926 − 1927
1927 − 1929
1929 − 1930
1930 − 1931
1931 − 1935
1935 − 1937
1937 − 1939
1939
1954 − 1958
Franz Zweimüller
Franz Pramendorfer
Günther Pumberger
Josef Dornstauder
Kurt Kottbauer
Horst Lederbauer
Kurt Kottbauer
Josef Stammler
Franz Weibold
Walter Egger
1958 − 1960
1960 − 1962
1962 − 1963
1963 − 1964
1964 − 1965
1965 − 1966
1966 − 1967
1967 − 1969
1969 − 1971
1971 − 1972
Max Reischauer
Erwin Stammler
Karl Rachinger
Josef Reisinger
Alfred Egger
August Huber
Horst Lederbauer
Manfred Knirzinger
Peter Lederbauer
Rainer Kiehas
1972 − 1976
1976 − 1977
1977 − 1979
1979 − 1980
1980 − 1981
1981 − 1987
1987 − 1991
1991 − 1992
1992 − 1995
1995 − 1998
Martin Bögl
Rainer Kiehas
Walter Egger
Harald Jetzinger
Thomas Egger
Wolfgang Huber
Daniel Hattinger
Johannes Kaser
Peter Duringer
Lukas Pillichshammer
1998 − 1999
1999 − 2000
2000 − 2002
2002 − 2007
2007 − 2009
2009 − 2011
2011 − 2013
2013 − 2016
2016 − 2022
seit 2022


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