Renetseder

STAMMLOKALE

DAS RÄTSEL UM DIE ERSTE BURSCHEN-HEIMAT



Beschäftigt man sich mit der Geschichte der Eberschwanger Burschenschaften, führt einen das unweigerlich auch zur Geschichte ihrer Stamm-Wirtshäuser, die als offizieller Vereinssitz immer eng mit ihnen verbunden waren und sind. Zwar war die Burschenschaft immer schon bemüht, auch in den vielen anderen Eberschwanger Gasthäusern regelmäßig einzukehren und Versammlungen, Tanzschulen etc. abzuhalten, bestimmte Dinge waren und sind aber dem Lokal vorbehalten, in dem sich ihr „Allerheiligstes“, der Burschenschild, befindet.

Als ursprüngliche Heimat der Eberschwanger Handwerks-Burschenschaft galt lange Zeit das Gasthaus Renetseder. Dies kann jedoch bestenfalls zum Teil stimmen, denn 1837 gab es diese Gaststätte noch gar nicht. Dennoch ist davon auszugehen, dass die Burschenschaft von Beginn an ein Stammwirtshaus hatte. Immerhin handelt es sich bei unserem Burschenschild, der von Josef Lederbauer 1837 angefertigt wurde, um nichts anderes, als ein für damalige Gesellen-Verbindungen typisches Tischzeichen, deren einziger Zweck es war, in einer Gaststätte über dem Burschen-Tisch aufgehängt zu werden. Wie also passt das zusammen?

1837 war der kürzlich verwitwete Franz Xaver Topf Inhaber des Wirts zu Maierhof. Damit ist jedoch nicht unser heutiges Stammlokal gemeint, sondern dessen „Vorgänger“, der frühere Brau-Gasthof der gräflichen Brauerei in Maierhof oder auch „Bögl-Wirt“. Bereits Anfang des 17. Jahrhunderts scheint dieses Anwesen als „Hofwirt“ auf. Seine einstige Lage lässt sich heute noch gut nachvollziehen. Das Gasthaus selbst stand auf dem Grund des heutigen Stempfer-Hauses. Sein Eingang befand sich gegenüber des jetzigen „Nah&Frisch“-Marktes, auf der anderen Seite des zu Schloss und Brauerei führenden „Stribersky-Steigerls“. Das ehemalige Café Didi war nichts anderes, als das hintere Stallgebäude des einstigen Vierkanthofes.

Über die Qualität des ausgeschenkten Bieres entschied im Gasthaus vor den elektrischen Kühlhäusern in hohem Maße die Qualität des hauseigenen Lagerkellers. Eine besondere Herausforderung waren dabei immer die heißen Sommermonate. Nicht umsonst wurde damals nur in den kalten Monaten Bier gebraut, um zu verhindern, dass es aufgrund der sommerlichen Hitze sauer wird. Das letzte Bier vor der „Sommerpause“ stellten die Brauer im März her und verschafften ihm durch Erhöhung von Stammwürze, Alkohol und Hopfengehalt eine etwas bessere Haltbarkeit. Es war das, uns heute noch bestens bekannte, Märzen-Bier, das die Gastwirte von März bis Oktober so kühl wie möglich lagern mussten. Aus diesem Grund verfügte jedes gute Gasthaus nach Möglichkeit über einen eigenen „Sommerschankkeller“. Teils mit großen Bäumen wie Kastanien oder Linden beschattet, die der Kellerdecke als Flachwurzler nichts anhaben konnten und so zu den typischen Bäumen der Gastgärten wurden, teils aber auch mit eigenem Schankgebäude, welches nur zur Sommerszeit genutzt wurde. 1853 errichtete Franz Topfs Sohn und Nachfolger Georg auf dem Grund des ehemaligen Wolfwebergütels, das als Zubaugut ebenfalls zum Hofwirt gehörte, genau das. Einen großen, gemauerten Sommerschankkeller mit eigenem Schankhaus für den Wirt zu Maierhof.

Den Bau dieses Sommerquartiers bekam sicher auch der damalige Nachbarssohn Karl Renetseder mit. Er wurde am 6. Mai keines geringeren Jahres als 1837 im Metzger-Haus, der heutigen Filiale Reiter, geboren. Sein Vater, Stefan Renetseder, war zu dieser Zeit der Metzgermeister und somit ein angesehener Bürger in Eberschwang. Am 3. Februar 1829 heiratete der 66-jährige Witwer Karls Mutter, die 19-jährige Bauerntochter Anna Dallinger aus Leopoldshofstatt, in zweiter Ehe. Glücklicherweise gab es damals noch keinen DNA-Abgleich, denn zum Zeitpunkt von Karls Geburt war Stefan demzufolge 74 Jahre alt. Am 24. September 1843 starb Stefan Renetseder. Wie damals üblich, heiratete Anna wenig später erneut, und zwar den Metzger Georg Haidenthaller, mit dem sie die Fleischerei weiterführte und weitere Kinder bekam. Dadurch schaute Karl Renetseder beim Erben der Metzgerei natürlich durch die Finger.

1864 aber bot sich Karl, der kurz davor noch als „Mühljunge“ auf der Walz in Baden bei Wien war, eine nicht weniger attraktive Gelegenheit. In diesem Jahr nämlich, verkauften Georg und Katharina Topf den Wirt zu Maierhof und auch den dazugehörigen Sommerschankkeller neben Karls Elternhaus. Karl Renetseder erhielt dadurch die Möglichkeit, einen relativ neuen, bestens ausgestatteten Schankbetrieb zu kaufen und ihn als eigenständiges Gasthaus ganzjährig weiterzuführen. Da der Wirt zu Maierhof selbst an die Pfarre verkauft wurde, die ihn fortan als Ökonomiegebäude nutzte, konnte Karl sogar die „Wirtsgerechtigkeit“ (Schanklizenz) für sein neues Gasthaus vom bisherigen „Mutterschiff“ übernehmen. Georg und Katharina Topf brauchten sie nicht mehr, denn sie übernahmen nun von der Familie Poth den ohnehin auch schon lange bestehenden Kirchenwirt, den sie und ihre Nachkommen bis ins Jahr 2016 betrieben und zum stattlichsten Anwesen des Ortszentrums ausbauten.

Was das Gründungs-Gasthaus der Burschenschaft betrifft, liegt also Folgendes nahe. Das ursprüngliche Stammlokal wird wohl tatsächlich der damalige Wirt zu Maierhof unter Familie Topf gewesen sein. Nach dessen Schließung 1864 kam der Burschenschild ins neu eröffnete Gasthaus Renetseder, das als Sommerschankkeller schon zuvor ein Teil des Burschen-Wirtshauses war. Das erste bekannte Foto der Burschenschaft, das 1895 mit Burschenschild und Wirtsleuten beim Gasthaus aufgenommen wurde, hatte also sehr wahrscheinlich „30 Jahre Gasthaus Renetseder & Einzug der Burschenschaft in dieses“ zum Anlass. Fasst man dazu ins Auge, wer im Gründungsjahr 1837 der Metzgermeister in Eberschwang war, und dass auch sein Sohn Karl einen Handwerks-Beruf erlernte, lässt sich auch der Grund dafür erahnen, warum das Zuhause der Handwerks-Burschenschaft von 1865 an Renetseder hieß.

Vielleicht liegt hier bereits der Keim für das offensive Umgarnen der Burschen von Seiten des Kirchenwirts Topf begraben, das viele Jahrzehnte später ein Grund für die Teilung der Burschenschaft wurde.
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GASTHAUS RENETSEDER



Natürlich hatte sich Karl Renetseder vor dem Kauf des Gasthauses auch schon um die passende Wirtin umgesehen. Seine Auserwählte war Theresia Kiner, eine Gastwirtstochter aus Bachmanning. Zum Einstand feierten die beiden ihren Hochzeitsball in der neueröffneten Heimat, zu deren Inventar nun auch der Burschenschild und der dazugehörige Verein gehörten. Als nunmehriges Stammlokal war das Gasthaus Renetseder Veranstaltungsort der wichtigsten Ereignisse im Burschenjahr. Sogar der Burschenball fand, bis zur erzwungenen Vereinsauflösung durch die Nazis, im Saal des Obergeschoßes statt. Schon damals trafen sich die Burschen bereits am Nachmittag zu einem gemütlichen Beisammensein beim Wirt in Mühring, von wo aus sie am Abend zum Fackelzug ins Vereinsgasthaus Renetseder aufbrachen.

Die Chronik der Gastwirt-Familie Renetseder führt einem vor Augen, wie eng gesteckt die persönlichen Lebenswege auf dem Land bis vor wenigen Jahrzehnten waren und wie sehr die einzelnen (Berufs-)Stände in der Regel unter sich blieben. Ganz nach dem monarchistischen Leitsatz „Kaiser, König, Edelmann - Bürger, Bauer, Bettelmann“. Am 8. Februar 1866 erblickte „Stammhalter“ Karl Junior das Licht der Welt. Kein Jahr später, am 2. Jänner 1867, folgte Schwester Theresia. Ihr folgte am 23. Oktober 1869 Schwesterlein Carolina, die jedoch mit nur fünf Monaten an einer Bronchitis verstarb. Der letzte im Bunde war Mathias Renetseder, der am 30. September 1871 auf die Welt kam. Taufpate aller vier Kinder wurde übrigens der Braumeister der gräflichen Brauerei in Maierhof, Mathias Schneglberger.

Karl Renetseder II besuchte die Bürgerschule in Ried und erlernte anschließend bei Johann Schwarzäugl in Ried, nach eigentlicher Familientradition, das Metzger-Handwerk. Danach begab er sich, wie für damalige Handwerksburschen üblich, auf Wanderschaft und war bei verschiedenen Fleischhauern in Österreich tätig. Von 1889 bis 1891 erlernte er zudem das Gastgewerbe im elterlichen Gasthaus. Nachdem Karl Renetseder I am 27. März 1898 verstorben war, übernahm Karl II mit seiner zukünftigen Gattin den heimischen Betrieb. Seine Verlobte war 12 Jahre jünger als er und hieß (wie könnte es anders sein) Theresia. Sie stammte aus dem Haus Eberschwang 36, wo ihre Eltern, der „Bot-Bartl“ Michael Möseneder und Magdalena, einen Fuhrbetrieb führten. Karls Schwester Theresia war inzwischen die Frau von Johann Adlmannseder und somit die Wirtin in Mühring geworden. Der jüngere Bruder Mathias war um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert Kellner bei Schwester Theresia und Schwager Johann und auch Mutter Theresia Renetseder I verbrachte ihren Lebensabend in Mühring. (Passenderweise im Gebäude des Sommerkellers, heute Mühring 2, das dem Wirt auch als Auszugshaus diente.)

Den neuen Wirtsleuten Karl und Theresia Renetseder II wurde Ende Juni 1899 ihr erstes Kind geboren. Das Mädchen, das (wenig überraschend) auf den Namen Theresia getauft wurde, verstarb jedoch im Alter von 4 Jahren an Keuchhusten. Nach ihr bekamen Karl und Theresia ihre drei Söhne. Zuerst natürlich einen Karl (*16.12.1900), dann einen Josef (*14.06.1902) und zu guter Letzt noch einen Johann (*20.10.1912). Auch Karl III und sein Bruder Josef erlernten wieder das Metzger-Handwerk. Wie wir aus dem Stammbuch der (Jung-)Burschenschaft aus den 1920er-Jahren wissen, waren beide fleißige Mitglieder der Burschenschaft. So, wie vermutlich auch schon ihr Vater, Großvater und Urgroßvater. Josef wurde im März 1926 Schriftführer und Kassier zugleich, was damals durchaus üblich war. Nach dem Tod seines Vaters Karl Renetseder II im Herbst jenes Jahres, hörte „Sepp“ jedoch damit auf, textliche Protokolle über das Vereinsleben zu führen, was bis zum Zweiten Weltkrieg leider auch nicht mehr aufgenommen wurde. Wahrscheinlich stand er von da an mehr hinter der Budel, als dass er unter seinen Burschenbrüdern sitzen konnte. Zum Erben des Gasthauses wurde natürlich wieder der erstgeborene Sohn Karl. Allerdings verunglückte dieser nur zwei Jahre später, mit 27 Jahren, auf dem Heimweg von seiner Arbeitsstelle in Altmünster beim Mitfahren auf einem Motorrad. So wurde Sepp zum neuen Renetseder-Wirt, der das Gasthaus mit seiner Mutter Theresia weiterführte.

Wie sehr sich die Familie mit den Burschen verbunden fühlte, zeigte sich mitunter zu Weihnachten. Die damaligen Handwerksburschen, die in Eberschwang beschäftigt waren und die Feiertage nicht daheim bei ihren Familien verbringen konnten, wurden von „Burschenmutter“ Theresia Renetseder ins Gasthaus eingeladen. Nicht aber in die Gaststube auf den angestammten Platz, nein, heute in die Küche. Der Bereich, der sonst nur ihr gehörte. Auf der Anrichte stand ein mit viel Liebe geschmücktes Christbäumchen und um den großen Küchentisch haben die Burschen Platz genommen. Am Küchenherd kochte in einer großen Kasserolle heißer Tee, der heute mit mehr Rum oder etwas Ähnlichem versetzt in die Nase stieg. Eine große Schüssel mit Keks, Lebkuchen und einigen Schnitten Kletzenbrot stand am Tisch. Mit dem Lied, das auch zuhause gesungen wurde, feierte man auch die Burschenweihnacht bei der Herbergsmutter. „Stille Nacht, heilige Nacht“ – viel anders klangen heute die Stimmen, zart und lieblich, sonst waren sie laut und forsch, wenn der „Iglwirt“ gesungen wurde. Man erzählte, war dankbar und erlebte den Wert der Geborgenheit in der Gemeinschaft.

Im Gegensatz zu manch anderen Eberschwangern, muss es für Sepp und seine alte Mutter wohl eine ganz besondere Freude gewesen sein, als es Anfang Mai 1954 durch 21 mutige junge Burschen zur Wiedergründung der Renetseder-Burschenschaft kam.

Am 21. Mai 1959 starb Josef Renetseder nach längerer Krankheit im 57. Lebensjahr. Er blieb ledig und hatte keine Kinder, wodurch nun der letzte Bruder Johann das Gasthaus erbte. Dieser hatte offenbar die unternehmerischen Gene seines Großvaters geerbt. Er war nie bei der Burschenschaft und lebte schon lange mit seiner Familie in Salzburg, wo er Boss von praktisch allen Versicherungen war. Dementsprechend wenig Interesse zeigte er am elterlichen Gasthaus in Eberschwang. Er verpachtete den Betrieb an Franz Reumayr und dessen Gattin. Da die beiden aber sehr mit sich selbst beschäftigt und oftmals selber ihre besten Gäste waren, dauerte die Ära Reumayr alles andere als lange.

Am 1. September 1960 übernahmen Marianne und Otto Weiss den Gasthausbetrieb. Zu diesem Zeitpunkt wohnte die betagte Theresia Renetseder II noch in ihrer Auszugs-Stube im Parterre des Gasthauses. Sie hatte viel Freude daran, zu sehen, dass ihr Gasthaus mit Marianne Weiss wieder eine tüchtige Wirtin bekommen hatte, und schenkte ihr viel von dem, was im Gasthaus offiziell noch ihr gehörte, wie Geschirr und der Gleichen. Noch im selben Jahr aber starb Theresia und mit ihr die Wirten-Dynastie Renetseder in Eberschwang.

Unter Marianne und Otto Weiss erlebte das Gasthaus Renetseder eine neue Blüte. Bereits um 6 Uhr morgens öffnete Marianne das Wirtshaus und verkaufte denjenigen, die täglich mit dem Bus nach Ried in die Arbeit fuhren, Zigaretten oder eine Jause, was es damals nur im Wirtshaus zu kaufen gab. Außerdem hatten sie täglich viele Gäste, ja sogar dauernde „Abonnenten“, für das Mittagessen, weil die vielen anderen Eberschwanger Gasthäuser zu dieser Zeit eine tägliche Küche zu Mittag nicht hatten. Auch Wein wurde damals beim Renetseder immer reichlich getrunken. Einerseits wollte Wirtin Marianne früher tatsächlich Weinbäuerin werden und andererseits war ja immer noch der erstklassige Lagerkeller vorhanden, wegen dem das Wirtshaus dort überhaupt erst entstanden ist. Nicht zuletzt sei erwähnt, dass die Jungburschen unter Otto und Marianne Weiss wieder ein erstklassiges Vereinsheim hatten. Auch bei ihnen zeigte sich die Verbundenheit besonders zu Weihnachten, weil es sich Marianne nicht nehmen ließ, „ihren“ Burschen jährlich ein Geschenk zu machen.

Leider musste Marianne Weiss im August 1969 aus gesundheitlichen Gründen das Wirten-Dasein aufgeben. Zum 10-Jahres-Jubiläum im Gasthaus Renetseder fehlten ihr und ihrem Mann genau 3 Tage. 1970 folgte ihnen Hannelore Winkler als Pächterin nach. Erst alleine, dann mit ihrem Gatten Walter. 6 Jahre lang führten sie das Gasthaus und auch zu ihnen hätte das Verhältnis zu den Jungburschen herzlicher nicht sein können. Auf sie folgte „Mausiwirt“ Fuchsberger aus Ampflwang. Den Spitznamen erhielt er durch den leicht übertriebenen Beschützerinstinkt, den er seiner Gattin, dem „Mausi“, gegenüber an den Tag legte. Herr Fuchsberger und sein Mausi verließen das Gasthaus Renetseder nach einem Jahr und zwei Monaten der Pacht. Dann stand das stets gut gehende Gasthaus leer und verfiel, mangels längst überfälliger Renovierungsarbeiten, ziemlich rasant.

Nach einigen misslungenen Versuchen, neue Pächter zu finden, überschrieb Johann Renetseder Junior aus Salzburg das Gasthaus der Eberschwanger Großtischlerei Lederbauer. Johann Lederbauer verkaufte es später der Gemeinde Eberschwang, die es 1982 zur Gänze abreißen ließ und auf dem ehemaligen Wirtshaus-Areal eine große Bushaltestelle samt Parkplatz errichtete.

Zu ihrem 150-Jahr-Jubiläum 1987 ließ die Jungburschenschaft auf dem Platz, an dem sich einst ihr Vereinsheim befand, einen Gedenkstein errichten. Der Linzer Kunstmaler und Bildhauer Helmut Grubauer nahm sich den Burschenschild von 1837 als Inspiration für unser Denkmal. Was herauskam, war ein gleichsam schönes wie pflegeleichtes Wahrzeichen, für das es in ganz Eberschwang keinen besseren Platz gegeben hätte. Nach einem feierlichen Umzug durch die Hofmark, unter Teilnahme vieler Eberschwanger Vereine, wurde es am 11. Juli 1987 von Burschenbruder und Bürgermeister Günther Pumberger enthüllt. Das Jungburschen-Denkmal soll eine bleibende Erinnerung an die Tradition der Burschen in Eberschwang sein. Zugleich erinnert es aber auch an die Ära des Gasthauses Renetseder, das bis 1982 auf diesem Platz gestanden hat.
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WIRT Z'MOARHOF



Zur neuen Heimat der Jungburschenschaft 1837 wurde der Wirt in Maierhof gewählt. Eine Entscheidung, die aus verschiedenen Gründen naheliegend war. So waren die Wirtsleute Johann und Elfriede Bleckenwegner selbst Mitglieder der Jungburschenschaft gewesen (Hans war 1953/54 unter den Wiedergründern), das Gasthaus liegt relativ zentral und schon in den 1920er-Jahren war man nachweislich oft und gerne Gast beim Wirt z’ Moarhof gewesen.

Damals, genauer gesagt seit 1904, waren Johann und Anna Stockmann Besitzer und Betreiber des Gasthauses, das zu dieser Zeit noch ein typisch innviertlerisches Holzhaus war. Zum Gasthaus wurde es in den 1870ern unter Andreas und Anna Mayer, nachdem der alte Wirt zu Maierhof am anderen Ende des Stribersky-Steigerls 1864 seine Pforten geschlossen hatte. Obwohl von der Arcoschen Grundherrschaft unabhängig, lag der „neue“ Wirt z’ Moarhof noch näher an deren Brauerei und war daher auch Treffpunkt der Brauereiarbeiter. Um 1900 kam es aber zu einem Streit zwischen dem damaligen Gastwirt Josef Schmied und der Eberschwanger Brauerei, worauf nun ausgerechnet beim Wirt z’ Moarhof nicht mehr Eberschwanger, sondern Haager Bier ausgeschenkt wurde. Dafür bauten die Haager Bierbrauer den Tiefkeller im Gasthaus gratis aus. Über 32 Stufen gelangt man in den sechs Meter unter der Erde liegenden Lagerkeller, der bis 1970 auch als solcher genutzt wurde. Dann bekam auch der Wirt z‘ Moarhof ein elektrisches Kühlhaus im Erdgeschoß. Uns Jungburschen diente der „tiefe Keller“ noch viele Jahre als eindrucksvolle Location für eine Bar bei unserem Gartenfest, bis dies aufgrund immer strengerer behördlicher Auflagen nicht mehr möglich war. Heute betreten wir ihn nur noch einmal im Jahr, wenn sich die Kramperln fürs Nikolauskränzchen in der „Tempel-Katakombe“ mit Gruft-Charakter anziehen und warmtrinken. Der morbide Reiz des tiefen Kellers wird dadurch mit jedem Jahr noch größer, langfristig wohl aber leider auch zu seinem Niedergang.

In der Nacht vom 30. auf den 31. März 1934 brannte das hölzerne Anwesen, vermutlich durch Brandstiftung, nieder. Auf den noch intakten Keller des alten Gasthauses erfolgte dann der Wiederaufbau aus Ziegeln in der heutigen Form, jedoch noch ohne Saal und Nebenzimmer. Beides wurde erst unter Johann und Katharina Bleckenwegner angebaut, die aus Schildorn stammten und das Gasthaus nach dem Neubau 1935 erwarben. 1973 übernahm dann Johann jun. mit seiner Gattin Elfriede den Betrieb.

Nachdem im Burschen-Lokal Renetseder die Lichter für immer ausgegangen waren, brachten die Jungburschen den Burschenschild Ende 1976 also zum Wirt z’ Moarhof. Er bekam dort den gleichen Platz, den er zuvor 112 Jahre lang auch beim Renetseder gehabt hatte. Nach der Ausschank, direkt an der Trennwand zum Stüberl, befand sich dort nämlich der „Burschen-Tisch“.

Alles in allem war der Wirt z’ Moarhof als neues Stammlokal die beste Entscheidung, die die Jungburschen treffen konnten. Alleine schon die räumliche Aufteilung und die Größe machen das gemütliche Wirtshaus zum optimalen Vereinsheim für die Jungburschenschaft. Doch auch wie wichtig ein funktionierendes Verhältnis zu den Wirtsleuten für unseren Verein nach wie vor ist, zeigte sich im Laufe der Jahrzehnte. So war es in der langen Ära zwischen Waldfest und Julivent fast schon eine Selbstverständlichkeit, dass das gesamte Gasthaus einmal im Jahr der Jungburschenschaft überlassen wurde, damit diese ihr legendäres Gartenfest, samt Kinder-Programm und Bar im tiefen Keller, durchführen konnte. Überhaupt war die „Frieda“ eine Burschenmutter, wie sie im Buche steht. Anstatt „ihre“ Burschen und Burschendirndln rauszuschmeißen, wenn es nach Tanzschule oder Versammlung wiedermal länger und gröber wurde, setzte sie sich zu ihnen an den Stammtisch, wo es ihr beim warmen Kachelofen vor lauter Erschöpfung oftmals die Augen zudrückte. Es zeugt wohl von tiefer Verbundenheit und Dankbarkeit, dass wir diese Anekdote von damals aktiven Burschenbrüdern heute noch regelmäßig erzählt bekommen.

Wie weit es aber auch gehen kann, wenn dieses gute Verhältnis nicht mehr vorhanden ist, stellte sich im Herbst 2003 unter den Nachfolgern von Familie Bleckenwegner heraus. Nachdem der „Wirts-Hans“ 1996 mit nur knapp über 60 verstorben war, wurde das Gasthaus an neue Betreiber verpachtet, denen das Eberschwanger Vereinswesen nicht so richtig ins Konzept zu passen schien. Die Differenzen zwischen der Jungburschenschaft und den neuen Wirtsleuten gingen am Ende so weit, dass die Jungburschen den Burschenschild von seinem mittlerweile angestammten Platz beim Wirt z’ Moarhof entfernten und ihn in das Café von Burschenbruder „Hånki“ brachten. Wenn man so will, kehrte er damit an den Platz zurück, für den er 1837 vermutlich angefertigt wurde. Das Lokal, 1947 von Amalie Scheinecker als Konditorei mit Café gegründet und bis 2020 als „Café Didi“ geführt, gehörte nämlich einst zum Hofareal des besagten ersten Wirts zu Maierhof, für den 1853 das spätere Gasthaus Renetseder als Sommerschankkeller errichtet wurde. Aus der „Mali“ wurde später die Institution „Monika“ und nach dieser dann der „Hånki“. Das beliebte Beisel, betrieben von Johann und Frieda Bleckenwegners Sohn, war ein Jahr lang das offizielle Stammlokal der Jungburschenschaft. Jedoch wurde dies von allen Beteiligten nur als Übergangslösung betrachtet und die Rückkehr in das eigentliche Stammlokal, den Wirt z’ Moarhof, stets herbeigesehnt.

Im Herbst 2004, die Pächter des Wirt z’ Moarhof waren zwischenzeitlich wieder von den nächsten abgelöst worden, war es schließlich so weit. Die Jungburschenschaft 1837 kehrte zurück in ihren „JB-Tempel“. Doch auch die neuen Pächter hatten sich das Wirten-Dasein ganz offensichtlich anders vorgestellt und gaben nur ein kurzes Gastspiel. Daraufhin war der Wirt z’ Moarhof wieder für einige Wochen geschlossen.

Seit Jänner 2005 wird das Gasthaus nun von unseren Wirtsleuten Martin & Ursula Pillichshammer betrieben und wir können mit Stolz sagen, dass wir mit ihnen wieder ein richtiges Vereinsheim haben. Wir mögen unsere Wirtsleute und unsere Wirtsleute mögen uns. Wie sonst ließe sich erklären, dass die beiden kein Problem damit haben, das Gasthaus am Sperrtag eigens für uns zu öffnen, damit wir ungestört unsere Ideen für die Faschingssaison verwirklichen können. Für nicht wenige Mitglieder der Jungburschenschaft ist der Wirt z’ Moarhof dadurch wieder genau das, was ein Eberschwanger Burschen-Wirtshaus sein muss: Ein zweites Zuhause. Dafür möchten wir uns bei Uschi und Martin sehr herzlich bedanken!

www.WirtzMoarhof.at
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